
Antequera – Das Herz Andalusiens
Die weiße Stadt Antequera mit ca. 40.000 Einwohnern liegt idyllisch im bergigen Hinterland von Malaga, am Rande der Bergketten „El Torcal“ und „El Arco Calizo Chimenea“, etwa 50 km von der Provinzhauptstadt Malaga entfernt. Die Gemeinde Antequera ist vom Massentourismus verschont geblieben, hat seinen ursprünglichen andalusischen Charakter bewahrt und lebt heutzutage überwiegend vom Oliven und Getreideanbau.
Die Landschaft um Antequera ist eine Landschaft in Andalusien, wie sie es so in ganz Spanien nicht gibt. Außergewöhnliche Sehenswürdigkeiten bietet die Region Antequera mit dem Steingrab Dolmen de Menga, der bizarren Karstlandschaft Paraje Natural Torcal de Antequera und der Salzwasser-Lagune Fuente de Piedra, einer der wenigen Brutplätze von Rosaflamingo in Spanien.


Antqeuera stand von 716 bis 1492 unter der Herrschaft der Mauren und war lange Zeit Grenzstadt des Königreichs Granada. Antequera wurde nacheinander von den maurischen Stämmen der Almohaden und Nasriden besetzt und war 1492 eine der letzten Städte Spaniens, die von den Christen zurückerobert wurde. Die Mauren bauten zur besseren Verteidigung der Stadt auf einem Hügel in der Nähe von Antequera die Festung Alcazaba. Die Festungsanlage Alcazaba wurde während der Kämpfe zwischen Christen und Mauren teilweise zerstört, so dass heutzutage nur noch einige Türme und Verteidigungsmauern erhalten sind, von der Ruine der alten Festungsanlage hat man eine atemberaubende Aussicht auf die Stadt Antequera und deren Umgebung.
Im 16. und 17. Jahrhundert, nach der Entdeckung der neuen Kolonien in Amerika, kam Spanien zu unermesslichen Reichtum und Antequera erlebte als Handelsstadt, wirtschaftlich und kulturell einen enormen Aufschwung. Antequera verdankte den Aufschwung seiner strategisch günstigen Lage, da die Stadt ein bedeutender Knotenpunkt der Handelswege zwischen den großen andalusischen Städten Sevilla, Granada, Cordoba und Malaga war. Während dieser Blütezeit Spaniens wurden mehrere große Kirchen, Handelshäuser und Paläste in Antequera erbaut, im Stadtzentrum liegen die ältesten Kirchen Antequeras, Iglesia San Francisco und Santa María la Mayor aus dem 16. Jahrhundert. Heute verfügt das kleine andalusische Städtchen über mehr als 30 Kirchen.
Aufgrund ihrer kulturellen Bedeutung, den andalusischen Traditionen, der bedeutenden Geschichte und der geografischen Lage wird Antequera auch „Das Herz Andalusiens“ genannt.

Der Fels der Verliebten
El Peña de los Enamorados - der Fels der Liebenden, befindet sich etwas außerhalb von Antequera. Der markante Berg ist fast von der ganzen Stadt aus zu sehen und ist eines der Wahrzeichen Antequeras. Die Umrisse des Berges erinnern an einen liegenden Indianer und so wird der Berg auch "El indio de Antequera" (Der Indianer von Antequera) genannt. Mehrere Legenden ranken um den Berg, die romantischste und ebenso tragischste der Legenden ist die Legende von "Tello und Tazgona".
Tello und Tazgona
Während der Zeit der maurischen Herrschaft über Andalusien, war Antequera lange Zeit Grenzstadt zwischen den maurischen und den christlichen Teil Spaniens. Die Christen drangen immer weiter in den maurischen Süden Spaniens vor und belagerten die Stadt Antequera.
Der christliche Soldat Tello wurde von den Mauren gefangen genommen und in den Kerker der Burg Alcazaba gesperrt. Die maurische Prinzessin Tazgona besuchte eines Tages den Kerker und begegnete dort den Gefangenen Tello. Tazgona und Tello verliebten sich ineinander, es war Liebe auf den ersten Blick. Die junge Liebe war allerdings von Anfang an zum Scheitern verurteilt, da zu jener Zeit die Liebe zwischen einer maurischen Prinzessin und eines christlichen Soldaten unmöglich war, dennoch besuchte die frischverliebte Prinzessin Tazgona ihren Geliebten Tello, in den folgenden Tagen, immer wieder heimlich im Kerker.
Die Schlacht um Antequera spitze sich weiter zu und die Festung Alcazaba wurde heftig umkämpft. In den Wirren der Schlacht, verhalf Tazgona ihren Geliebten Tello zur Flucht aus dem Kerker, doch ihre Flucht blieb nicht unentdeckt. Tazgonas Vater, außer sich vor Wut, ließ die beiden Verliebten verfolgen.
Die Verfolger waren den beiden Verliebten dicht auf den Fersen, ließen sich nicht abschütteln und kamen immer näher. Tello und Tazgona kletterten in ihrer Not einen steilen Berg in der Nähe von Antequera hoch, als sie die Spitze des Berges erreichten und keine Möglichkeit mehr hatten den Verfolgern zu entkommen, stürzten sich die beiden Jungverliebten, Hand in Hand, in den Abgrund. Tello und Tazgona waren sofort tot, den beiden Liebenden zur Erinnerung wurde der Berg, von denen sie sich stürzten, umbenannt in "Peña de los Enamorados" (Fels der Verliebten).
Dolmen de Menga
Am nordöstlichen Stadtrand von Antequera liegen die Steingräber Dolmen de Menga und Dolmen de Viera. Die beiden Dolmen wurden vermutlich um 4500 - 3800 vor Christus erbaut und zählen zu den größten Megalithbauten Europas, wobei der Dolmen de Menga das größere der beiden Steingräber ist. Die beiden Dolme sind Ganggräbern und bestehen aus einer Grabkammer mit einem abgetrennten Gang, einen sogenannten Zugang.
Der Zugang des Dolmen de Menga hat die Ausrichtung auf den Berg Peña de los Enamorados, auf den Fels der Liebenden. Vom Eingang, den Inneren des Grabes kann man den Berg sehen, der an die Umrisse eines menschlichen Gesichts erinnert.


Der Dolmen der Menga besteht aus 31 Megalithen, die Megalithen wurden so sorgfältig von Menschenhand behauen und aufgestellt, dass die Nahtstellen zwischen den einzelnen, riesigen Steinplatten teilweise kaum zu erkennen sind. Die schwersten Deckenplatten sollen um 180 Tonnen wiegen und das Gesamtgewicht der 31 Megalithen mehrere hundert Tonnen betragen. Der Zugang zur Grabkammer ist fast 30 Meter lang, weiterhin befindet sich im Inneren des Dolmens ein fast 20 Meter tiefer Brunnenschacht.
Die Erbauung des Dolmen de Menga war eine beindruckende und sehr aufwendige Arbeit, die mit einfachsten Mitteln getätigt und im Voraus bis in kleinste Detail ingenieurmäßig geplant wurde. Ein Informationsfilm zeigt bildlich, wie jene unglaubliche Arbeit vermutlich damals vollbracht wurde und erklärt die ausgefeilte Technik, den Erfindungsreichtum und die Genialität jener Zeit.
Knapp 2,5 km nordöstlich von Antequera befindet sich mit dem Tholos de El Romeral ein weiteres Steingrab. Der Tholos de El Romeral ist nicht so alt wie die beiden andern Dolme und wurde schätzungsweise um 1800 vor Christus erschaffen. Der Tholos de El Romeral unterscheidet sich vom Baustil der anderen beiden Dolmen. Im Tholos de El Romeral wurden teilweise kleine Steine und Bruchstüche zur Erbauung der Grabstätte verwendet.
Antequera - El Torcal
El Torcal de Antequera (Paraje Natural Torcal de Antequera) ist eine Karstlandschaft in der Provinz Malaga, welche geprägt ist durch bizarre Gesteinsformationen. Im Laufe von Jahrtausenden von Jahren hat Erosion aus Regen, Wind und Sturm eine skurrile Felslandschaft gebildet, eine zerklüftete Landschaft aus Steinfiguren, riesigen Steinsäulen und Steinhaufen mit Steinplatten verschiedener Größen. El Torcal bietet Naturfreunden, Geologen und Fotografen ein einmaliges Erlebnis.


Das Hochplateau liegt 40 km nördlich von Malaga, 15 km südlich der Stadt Antequera und befindet sich auf einer Höhe von ca. 1100 m – 1400 m. Der knapp 17 km² große Nationalpark ist mit öffentlichen Verkehrsmittel schlecht zu erreichen, die Anfahrt mit dem eigenen Auto hingegen ist recht einfach und bequem. Über zahlreiche Serpentinen gelangt man zum Nationalpark, am Besucherzentrum befindet sich ein kleiner Souvenirladen, ein Restaurant (WC), sowie ein großer Parkplatz, mit ausreichender Anzahl an Parkplätzen. Vom Besucherzentrum kann man über 2 holprige Rundwege (1,5 km und 2,5 km) den Nationalpark zu Fuß erkunden. Über den großen Rundweg kann der Aussichtspunkt „Las Ventanillas“ erreicht werden, von „Las Ventanillas“ hat man bei guter Sicht einen Panoramablick über eine atemberaubende Landschaft und kann bis zum Mittelmeer sehen.
Im Torcal de Antequera kann man mit etwas Glück Iberiensteinböcke, sowie Gruppen von Gebirgsziegen beobachten. Weiterhin gibt es im Park wilde Orchideen, einige von Ihnen sind Endemite, welche nur im Nationalpark El Torcal vorkommen. Im Nationalpark verbietet es sich Tiere zu füttern, bzw. sich Tieren zu nähren, Pflanzen abzureißen oder zu pflücken, sowie Müll zu hinterlassen.
Bei der Wanderung durch den Nationalpark ist es ratsam, festes und bequemes Schuhwerk zu tragen. Das Wetter im Nationalpark Torcal ist teilweise recht launisch und kann sich schnell ändern, so kann es an einigen Tagen sehr heiß, aber auch bei entsprechenden Wind schnell frisch oder sogar kalt werden, im Gegensatz zu den meisten andalusischen Regionen kann es im Torcal auch mal recht regnerisch werden. Am besten sollte man auch bei schönen Tagen etwas wärmere, bzw. regenfeste Kleidung mitnehmen, die man gegebenenfalls im Rucksack oder im Auto lassen kann.