Jerez de la Frontera - die Hauptstadt des Sherry
Jerez de la Frontera bildet zusammen mit den Städten Sanlúcar de Barrameda und El Puerto de Santa Maria das Sherry Dreieck, ein Weinanbaugebiet mit einer Größe von mehr als 10.000 Hektar Fläche. Der Name Sherry ist geschützt und darf nur für andalusische Weine verwendet werden, dessen Trauben von Rebstöcken aus dieser Region stammen. Dieses Weinanbaugebiet im Südwesten Andalusiens ist geprägt durch den Atlantik, einen kalkhaltigen, wasserspeichernden Boden, einen heißen, trockenen, sonnenreichen Sommer, sowie einen milden Winter.
Jerez de la Frontera ("de la Frontera" spanisch für: an der Grenze), die ehemalige Grenzstadt zwischen dem maurischen und christlichen Teil Spaniens, ist mit knapp 200.000 Einwohnern die größte Stadt der Provinz Cadiz und bekannt für den Flamenco, der Pferdezucht und insbesondere dem Sherry - Anbau.
In Jerez können mehrere Bodegas besucht und die verschiedenen Sherry Arten verköstigt werden. Besonders zu empfehlen sind die Bodegas Marqués del Real Tesoro, mit Besichtigung der Pferdeställen und einem Kutschmuseum, sowie die Bodegas Sandeman, Tio Pepe und Pedro Domecq.
Die Königliche Andalusische Hofreitschule (Real Escuela Andaluza del Arte Ecuestre) in Jerez de la Frontera wurde 1973 gegründet. Die Vorführung, "Wie die andalusischen Pferde tanzen" (Como Bailan los Caballos Andaluces) ist nicht nur für Pferdefans sehenswert. Das Pferdeballet, die einzelnen Übungen, wie der spanische Schritt, sind abgeleitet von natürlichen Bewegungen der Pferde und zeugen von Harmonie zwischen Mensch und Pferd. Die Ausbildung der Pferde bis zur Vorführung dauert mehrere Jahre und fordert viel Ausdauer, Arbeit und Disziplin für Mensch und Tier. Die andalusischen Pferde, die Andalusier, gelten als temperamentvoll und intelligent und man sagt ihnen nach, dass sie Rhythmus im Blut haben, die idealen Voraussetzungen für die Dressur und dem Pferdeballett. Die Dressur, der absolute Gehorsam der Pferde, diente früher überwiegend fürs Militär und dem Stierkampf.
Das traditionelle Fest "La Feria del Caballo" "Pferdefest" wird jedes Jahr im Mai in Jerez de la Frontera gefeiert. Die meisten Besucher des Festes sind festlich in andalusischer Tracht gekleidet, die Frauen in farbenfrohen Flamenco - Kleider, die Männer mit Hut (Sombrero) und Anzug, teilweise hoch zu Ross oder auf der Kutsche. Das Fest geht bis spät in die Nacht, das Festgelände ist nachts wunderschön beleuchtet. Bei Sherry, Wein, Tapas, sowie Sevillana und Flamenco Musik wird gegessen und getrunken, fröhlich getanzt und gesungen.
Die beeindruckende, maurische Festungsanlage Alcazar de Jerez de la Frontera wurde vor mehr als 1.000 Jahren gebaut. Sehenswert sind die alten Gemäuer, sowie die schönen Gärten, von den Türmen der Burg hat man eine herrliche Aussicht über die Stadt Jerez. Im Alcazar de Jerez kann eine Camera Obscura besucht werden, ähnlich der Camera Obscura in Cadiz, werden projizierte Bilder der Stadt und deren Bewohner gezeigt. Die Vorführung ist sehr interessant und teilweise recht humorvoll.
Sanlúcar de Barrameda
Der Guadalquivir, Andalusiens größter Fluß, entspringt im Gebirge der Sierra de Cazorla und fließt durch die Städte Cordoba und Sevilla und anschließend durch den Nationalpark Coto de Doñana, bis er bei der kleinen Stadt Sanlúcar de Barrameda in den Atlantik mündet. Im 16. Jahrhundert, dem goldenen Zeitalter Andalusiens, fuhren die reichbeladenen Handelsschiffe aus den neuen Ländern in Amerika flussaufwärts, von der Atlantikmündung bis nach Sevilla. Viele große Handelsmänner ließen sich in Sanlúcar de Barrameda nieder und bauten ihre prachtvollen Villen in der kleinen Stadt.
Der Hafen von Sanlúcar de Barrameda war Ausgangspunkt für Christoph Kolumbus dritter Amerikafahrt, im Jahr 1498 stach Kolumbus mit 6 Schiffen von Sanlúcar in See. Im Jahr 1519 startete der Seefahrer Ferdinand Magellan in Sanlúcar de Barrameda seine historische Weltumseglung.
Sanlúcar de Barrameda ist bekannt für Riesengarnelen, Fischgerichte und den in Sanlúcar produzierten Sherry, den Manzanilla. Sanlúcar de Barrameda bildet zusammen mit den Nachbarstädten El Puerto de Santa Maria und Jerez de la Frontera das Sherry Dreieck Andalusiens. In der kleinen, malerischen Stadt Sanlúcar dreht sich vieles um den süßen Likör, der in Sanlúcar meistens als 15% Manzanilla getrunken wird. Der Besuch der Bodega Barbadillo und der Bodega Pedro Romero, sowie des Museums "Museo de la Manzanilla" sind zu empfehlen. Während der Besichtigung erfährt man viel Interessantes über die Herstellung und die Geschichte des Sherrys, nach der Besichtigung der beiden Bodegas kann man den hier hergestellten Sherry mit Tapas probieren.
Im Fischerviertel von Sanlúcar befindet sich in einer alten Eisfabrik "Fábrica de Hielo" ein Besucherzentrum des Nationalparks Coto de Doñana. Am Hafen kann man mit den Dampfer "Real Fernando" von Sanlúcar de Barrameda den Guadalquivir zunächst flussaufwärts befahren. Während der Schifffahrt kann man die Uferlandschaft und die Fauna des Nationalparks Coto de Doñana bewundern. Das Schiff macht zwei Stopps unteranderem an einer Saline, von wo man Flamingos aus der Ferne sehen kann. Bei der schönen Flussfahrt ist die Mitnahme eines Fernglases unbedingt zu empfehlen.
In Sanlúcar de Barrameda liegt die im 15. Jahrhundert erbaute alte Festungsanlage Castillo Santiago, die alten Gemäuer der Festungsanlage sind sehenswert. Die katholische Königin Isabela, die im Jahr 1492 die Mauren aus Spanien vertrieben hatte, besuchte einige Jahre zuvor die Stadt Sanlúcar de Barrameda und die Festungsanlage Castillo Santiago. Der Legende nach soll die große spanische Königin von den Türmen der Festungsanlage zum ersten Mal in ihrem Leben das Meer gesehen haben. Ob die Legende der Wahrheit entspricht ist nicht ganz klar, aber auf jeden fall hat man von den Türmen der Burg eine herrliche Sicht auf Sanlúcar, der schönen Umgebung und auf das Meer. Weiterhin befindet sich in der Festungsanlage ein sehr gutes, kleines Restaurant mit wundervollem Ambiente.
Im Zentrum von Sanlúcar de Barrameda befindet sich die schöne Kirche de Nuestra Señora de la O. Die wunderschöne Kirche wurde im 14. Jahrhundert im Mudejar - Stil, in maurischer Bauart unter christlicher Herrschaft, erbaut. Die Kirche beherbergt mehrere schöne Kapellen und Skulpturen.
El Puerto de Santa Maria
Die hübsche Stadt El Puerto de Santa Maria liegt in der Bucht von Cadiz an der Mündung des Flusses Guadalete. Die Bewohner der Region nennen El Puerto de Santa Maria liebevoll nur "El Puerto" ("der Hafen"). El Puerto liegt umgeben von Pinienwäldern und Sumpfgebieten an der Costa de la Luz und verfügt über kilometerlange Sandstrände mit kristallklarem Wasser. Neben den schönen Sandstränden ist El Puerto bekannt für Fisch und Sherry, der hier meistens als Fino getrunken wird.
El Puerto ist größtenteils vom internationalen Tourismus verschont geblieben und besticht durch seinen typisch andalusischen Charme und der Lebensfreude der Einwohner. El Puerto ist bei den Spaniern als Badeurlaub sehr beliebt und durch die Nähe zu Sevilla, sind die Strände und die sehr guten Fischrestaurants an der Strandpromenade an den Wochenenden, zur Urlaubszeit und zur Semana Santa gut besucht.
Die Bodega Osbourne und die Bodega Gutierrez Colosia sind nicht nur für Sherry - Fans zu empfehlen. Neben Sherry - Proben erfährt man viel über die Produktion und Geschichte des süßen Likörs.
Im historischen Zentrum lohnt sich der Besuch der im 13. Jahrhundert erbauten Kirche Iglesia Mayor Prioral mit dem schönen Plaza de España. Auf den Dächern der Kirche überwintern und nisten meistens mehrere Störche.
Sherry der Wein Andalusiens
Sherry wird aus einem trockenen Weißwein, der weißen Palomino - Traube gewonnen. Der Weißwein wird nach einem bestimmten, langjährigen Reifeprozess mit Branntwein auf einen Alkoholgehalt von 15 % - 18 % Volumen gebracht. Sherry reift üblicherweise in ca. 500 Liter großen Eichenholzfässern im Solera - System. Die Fässer werden dabei in den Weinkellern, Bodegas, in langen Fassreihen, in drei bis vier Reihen übereinander gestapelt, wobei die oberen Reihen den jüngsten Wein und die unteren Fässer den ältesten Wein beinhalten. Die oberen Reihen werden „Criaderas” und die untere Reihe wird "Solera" genannt. Die Weine der unterschiedlichen Jahrgänge werden miteinander verschnitten, wobei der Sherry aus der unteren Fassreihe abgefühlt wird. Aufgrund dieses Reifeprozesses, ist der Sherry kein Jahreswein und besitzt über Jahre hinaus eine gleichbleibende Qualität.
Der Sherry verfügt über eine große Geschmacksvielfalt und bietet vom sehr trockenen bis vollmundigen Sherry mit süßen Geschmack ein großes Sortiment. Sherry lässt sich in mehrere Gruppen aufteilen, die leichten, frischen Weine, Manzanilla und Fino, den kraftvolleren Amontillado, sowie den starken, schwereren und körperreicheren Oloroso.
Nicht nur Menschen, sondern auch Mäuse lieben den Sherry. Mäuse sind sogar richtig verrückt nach dem süßen andalusischen Wein. Einige Kellermeister halten sich Mäuse in den Bodegas, dressieren und füttern die kleinen Tieren mit Sherry. Wenn nun allerdings eine Maus völlig betrunken durch die Bodega torkelt, so wird der Kellermeister misstrauisch, da vermutlich eines der Fässer undicht ist, bzw. ein Leck hat.
Freibeuter Sir Francis Drake brachte den Sherry nach England
Im 16. Jahrhundert kaperte und brandschatzte der englische Freibeuter Sir Francis Drake im Auftrag der englischen Königin Elizabeth I. Sir Francis Drake, der Pirat der sieben Meere, war Englands erster Weltumsegler und machte bei seinen Kaperfahrten öfters die spanische Küste unsicher. Der Piratenkapitän erbeutete bei einen seiner Angriffe auf andalusische Städte, größere Mengen an Wein aus dem Anbaugebiet von Jerez und brachte den gestohlenen Wein nach England an den königlichen Hof. In England verschacherte er den gestohlenen Wein an seine Landsmänner. Die Engländer verfielen den süßen, spanischen Wein, taten sich aber schwer mit der Aussprache des Namen "Jerez" und so wurde der andalusische Wein "Jerez" umbenannt in "Sherry".
England wurde zum größten Sherry - Importeur, britische Weinbauern und Kaufleute, wie George Sandeman, Thomas Osborne und James Gordon ließen sich in der Region Jerez nieder und machten den edlen Tropfen weltberühmt. Sandeman war 1790 die erste Bodega, die Etiketten auf die Flaschen klebte, um so den Wiedererkennungswert ihres Produktes zu steigern. Diese Art der Werbung war damals unüblich und glich in England einem Skandal, da man diese Methode als zu kommerziell empfand.